Der sogenannte „Notfallplan Gas“ soll regeln, wer wie versorgt WIRD, fällt gar kein Gas mehr aus Russland kommt. Die erste von drei Stufen wurde bereits ausgerufen. In der letzten, der Notfallstufe, müsste der Staat einschreiten. Möglich wäre dann die Abschaltung von Industriekunden. Private Haushalte dagegen sind gesetzlich geschützt.
Versteigerung von Gas-Verbrauchsrechten in der Industrie?
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, brachte für einen Gas-Notfall die Versteigerung von Gas-Verbrauchsrechten in der Industrie ins Spiel. Müller verwies in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, auf das beim Kohleausstieg verwendete Auktionsmodell. Mit ökonomischen Anreizen wolle man die effizienteste Abschaltung von Kraftwerken erreichen: „Der Markt weiß besser als der Staat, wo sich Energie am effizientesten einsparen lässt“, so Müller.
Deckelung der Preise?
IG-Metall-Chef Hofmann sagte der „Rheinischen Post“, ob Lieferstopp durch Russland oder ein Gas-Embargo durch den Westen – die Folgen für die deutsche Wirtschaft, für Arbeitsplätze und Wohlstand, wären gravierend. Er fordert eine Deckelung der Preise bei bis zu 8.000 Kilowattstunden im Jahr. Erst sollte danach der Marktpreis greifen. Verdi-Chef Werneke plädiert sogar für eine Preisdeckelung für bis zu 12.000 Kilowattstunden. Das entspreche dem Verbrauch eines durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts.
Thomas Engelke von der Verbraucherzentrale Bundesverband, sagte der „Funke Mediengruppe“, dass im Falle von Versorgungsengpässen private Haushalte als sogenannte geschützte Kunden weiter mit Erdgas und anderen Energien sicher versorgt werden müssten. Das sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Industrie, Handel und Gewerbe, der öffentliche Sektor und private Haushalte gemeinsam bewältigen müssten.
Mehr Homeoffice für Arbeitnehmer im Herbst?
Der NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart plädierte dafür, alle anderen Einsparmöglichkeiten zu prüfen. Der FDP-Politiker sagte der „Rheinischen Post“, eine Option wäre, dass im Herbst und Winter wieder Millionen Arbeitnehmer ins Homeoffice geschickt würden, damit Büros weniger beheizt werden müssten. Auch jetzt würden viele Arbeitnehmer ihres Firmenbüros als vor der Corona-Krise fernbleiben. Man nutzt viele Ideen, um mit eventuell weniger Gas klarzukommen.
Russische Gaslieferungen um 27 Prozent gesunken
Russland lieferte in den ersten vier Monaten dieses Jahres deutlich weniger Gas in die EU-Staaten und die Türkei als im Vorjahr. Wie der russische Energiekonzern Gazprom beteiligte, wurden zwischen Januar und April rund 50 Milliarden Kubikmeter Gas in diese Länder geliefert – und damit knapp 27 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Jahres. Mögliche Gründe für diese Verschiebung der Lieferungen wurden nicht genannt.
Gasspeicher in Deutschland füllen sich wieder
Die Gasspeicher in Deutschland füllen sich langsam wieder. Nach Angaben des Wirtschafts- und Klimaministeriums sind sie aktuell zu mehr als 34 Prozent gefüllt, Tendenz steigend. Mit dem Ankaufprogramm der Bundesregierung habe man bisher 950 Millionen Kubikmeter Erdgas erworben, die bis Ende Mai in die Speicher eingebracht würden, teilt das Ministerium mit. Laut dem am 30. April in Kraft getretenen Gasspeichergesetz müssen die Speicher bis zum 1. Oktober zu 80 Prozent gefüllt sein, am 1. November zu 90 Prozent. Der Wert darf auch bis zum 1. Februar 2023 nicht mehr unter 40 Prozent gefallen sein.
Quelle: www.deutschlandfunk.de