In Trier werden am Muttertag die Geschäfte geöffnet. Manche Händler sprechen von einer „Ohrfeige“ für arbeitende Mütter und lassen ihren Laden geschlossen.
Anja Güntepe steht vor ihrem Laden in der Trierer Innenstadt. Erst vor einigen Wochen hat der 35-Jährige dort ihr Geschäft für Kinderkleidung eröffnet. Die berufstätige Mutter stellt in ihrem kleinen Betrieb teilweise Frauen mit Kindern ein.
Anja Güntepe aus Trier. Mütter sollten am Muttertag nicht arbeiten müssen, findet die Inhaberin eines Geschäfts für Kinderkleidung.
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Dass der verkaufsoffene Sonntag von der Stadt Trier auf den Muttertag gelegt wurde, findet sie falsch. Gerade weil im Einzelhandel viele Frauen beschäftigt sind, erklärt Güntepe.
„An diesem Tag die Mütter auch noch bewusst zur Arbeit zu schicken, finde ich unverschämt.“
Das habe sicher ein Mann entschieden, spekuliert Güntepe. Ohne böse Absicht, fügt sie hinzu. Aber es sei einfach nicht zu Ende gedacht. Wieder einmal, so die junge Frau.
Auch andere Einzelhändler aus Trier verärgert
Mit ihrem Ärger über den verkaufsoffenen Sonntag am Muttertag ist die Händlerin nicht allein. Auch Georg Kern, ehemaliger Präsident des Handelsverbands Trier und Inhaber des Musikhauses Reisser, findet klare Worte.
„Im Handel arbeiten hauptsächlich Frauen, die meisten auch Mütter sind. Für diesen Mitarbeiter-Kreis ist diese Entscheidung eine Ohrfeige.“
Patrick Sterzenbach von der Stadt-Initiative Trier eV kann den Ärger teilweise nachvollziehen. Er ist einer der Initiatoren des verkaufsoffenen Sonntags.
Attraktives Angebot für Luxemburg-Besucher
Das sei eine Terminentscheidung gewesen, sagt Sterzenbach. Der vergangene Sonntag war der 1. Mai. Außerdem gebe es an diesem Wochenende die Aktion „Wein in der Stadt“ in Trier. Die sei auch bis auf den Montag verlängert worden, weil der Europatag in Luxemburg sei und dort ein Feiertag.

Patrick Sterzenbach von der Stadt-Initiative Trier ist einer der Initiatoren des verkaufsoffenen Sonntags am 8. Mai.
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Für die luxemburgischen Besucher wollte man dieses Angebot mit einem verkaufsoffenen Sonntag zusätzlich attraktiv machen. In der Planung sei den Organisatoren allerdings nicht bewusst gewesen, dass der Muttertag auf dieses Datum fällt, bestätigt Sterzenbach.
„Wir sind jetzt in einer Zeit, wo wir viel aufholen haben. Und da sind solche Termine mit Aktionen für Gäste einfach wichtig für uns als Stadt.“
Für Händler wie Georg Kern oder Anja Güntepe sind das keine überzeugenden Argumente. Sie lassen ihre Läden am Sonntag geschlossen und werden den Muttertag feiern.
Quelle: www.swr.de