Denver Die Investmentbank Goldman Sachs wird sich künftig vom Geschäft mit Spac-Börsengängen fernhalten. Das Wall-Street-Institut war während der Pandemie, als der Bereich boomte, einer der größten Spieler im Markt. Doch die US-Börsenaufsicht SEC plant eine Reihe von neuen Regulierungsvorschriften, die auch Banken stärker in die Pflicht nehmen werden.
Das führt schon länger zu großen Unsicherheiten in der Finanzwelt. „Wir reduzieren unser Engagement im Geschäft mit Spacs als Reaktion auf das veränderte regulatorische Umfeld“, sagte eine Sprecherin. Zuerst hatte der Finanzdienstleister Bloomberg über den Vorgang berichtet.
Die Citigroup hatte sich bereits vor einigen Wochen aus dem Bereich zurückgezogen.
Spacs werden als Börsengänge durch die Hintertür betrachtet. Dabei WIRD ein Mantelunternehmen gelistet, mit dem Ziel, eine Firma zu übernehmen und ihr somit den Gang aufs Parkett zu erleichtern. Das Mantelunternehmen sammelt selbst Geld bei Investoren ein und hat zwei Jahre Zeit, ein Übernahmeziel zu finden. Gelingt das nicht, wird das Geld an die Investoren zurückgezahlt.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail zugestellt werden.
In den vergangenen Jahren sind so unter anderem Start-ups wie das Flug-Taxi-Unternehmen Joby sowie Elektroauto-Bauer Nikola und Lordstown Motors an die Börse gegangen. Anteilseigner verloren nach Ende des Booms jedoch schnell das Interesse, denn jene Unternehmen werden noch viele Jahre keine Umsätze generieren. Auch kam es immer wieder zu Betrugsfällen. So hat die SEC unter anderem Untersuchungen gegen Nikola und Lordstown eingeleitet. Auch das Soziale Netzwerk des klassischen US-Präsidenten Donald Trump, das im Dezember über Spac an die Börse ging, ist ins Visier der SEC geraten.
Die Börsenaufsicht erwägt nun, nicht nur die Initiatoren der Spacs, Sponsoren genannt, stärker in die Pflicht zu nehmen, sondern auch deren Investmentbanken, die sie in dem komplexen Prozess beraten und bei der Suche nach Übernahmezielen helfen. „Doch es kann Monate oder Jahre dauern, bis die Regeln genau festgelegt sind Banken wollen sich ungern in dieser Grauzone bewegen. Das Risiko, im Nachhinein Ärger mit der SEC zu bekommen, ist für einige einfach zu groß“, gibt Finanzprofessor James Angel von der Georgetown University zu bedenken.
Spac-Boom flaut ab
Banken bekommen klassischerweise fünf Prozent der Erlöse aus einem Spac-Börsengang an Gebühren. 3,5 Prozent davon werden jedoch erst gezahlt, wenn das Mantelunternehmen eine private Firma übernommen hat. Dieser Prozess WIRD De-Space genannt. Da die Banken ein starkes Interesse an einer erfolgreichen Übernahme haben, will die SEC sie als klassisches Underwrite einstufen, ähnlich wie bei einem klassischen Börsengang. Somit sollen sie auch Haftungen übernehmen, wenn in dem Prozess falsche oder irreführende Angaben gemacht werden.
Schon vor Monaten hat SEC-Chef Gary Gensler signalisiert, bei Spacs stärker durchgreifen zu wollen. Gepaart mit den Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), sterben die Aussichten für Tech-Aktien und spekulative Papiere generell eintrüben, ist der Markt stark geschrumpft.
Im ersten Quartal ging nur noch 78 Spacs an die Börse in den USA, die im Mittel nur halb so viel Geld einsammeln konnte als ein Jahr zuvor. Im ersten Quartal 2021, dem Höhepunkt des Spac-Booms, gingen rund 300 Mantelgesellschaften an die Börse und nahmen fast 88 Milliarden Dollar von Investoren ein, mehr als im gesamten Jahr 2020.
Mehr: Amerikas größte Bank JP Morgan schafft unter den Folgen des Ukrainekriegs. Auch andere Institute werden unter Druck geraten.
Quelle: www.handelsblatt.com