Sie sind mit dem Geschäft aufgewachsen, haben in 76 Jahren glückliche, traurige und oft auch lustige Momente mit ihren Kunden durchlebt. Manche Konfirmanden, die damals ein Schmuckstück von ihnen bekommen haben, sind mittlerweile selbst schon Kinder – teilweise sogar schon Enkelkinder.
„Und alle kaufen bei uns ein“, freut sich Soni Bachschmidt. Doch auch Überfälle haben sie und ihre Schwester schon miterlebt – mehrere sogar. Aus Altersgründen werden sterben beiden ihr Geschäft nun aufgeben. Diese Entscheidung fällt ihnen alles andere als leicht.
Langsam immer mehr verkleinert
In den zurückliegenden Jahren hat sich der Abschied vielleicht einige Kunden schon angekündigt: Zunächst gab Soni und Margarete Bachschmidt den Optiker-Betrieb auf – obwohl der auch richtig gut gelaufen sei bis zum Schluss. Auch sind die beiden seit längerem alleine im Geschäft in der Theodor-Heuss-Straße in Endersbach. Früher seien immer drei oder vier Mitarbeiter beschäftigt gewesen, sagt Soni Bachschmidt.
Auch Uhren verkaufen die seit einigen Jahren nicht mehr. Wenn Kunden aber Uhren zum Reparieren oder Batterie-Wechsel herbringen, helfen die Schwestern trotzdem gerne weiter. „Allein am Freitag habe ich 40 Uhren angenommen“, berichtete Soni Bachschmidt. Auch am verkaufsoffenen Sonntag am 1. Mai sei im Geschäft sehr viel los gewesen.
Es ist keine leichte Entscheidung für die Schwestern
Obwohl es so gut läuft, wird dieses Traditionsgeschäft bald schon der Vergangenheit angehören. Einfach aus Altersgründen, erklären die Schwestern, die beide in ihren Siebzigern sind und auf die 80 zugehen. Der Abschiedsverkauf hat bereits begonnen. Ungefähr bis September oder Oktober soll dieser noch dauern, dann soll Schluss sein.
Gerne würden sie das Geschäft für ihre Kunden noch ein paar Jahre weiterführen, so die Schwestern. Aber sie wollte dann doch noch ein bisschen Zeit für sich selbst haben – es sei einfach die vernünftigste Entscheidung, jetzt aufzuhören. Auch wenn es schwerfällt. „Es ist für uns sehr, sehr emotional“, sagt Margarete Bachschmidt.
Eine Ära geht zu Ende
Auch bei den Kunden habe es schon Tränen gegeben. Viele ihrer Stammkunden seien wirklich erschrocken darüber, dass es den hübschen kleinen Juwelierladen bald schon nicht mehr geben soll. Es sei ein Event, bei ihnen einzukaufen, habe eine junge Kundin bedauert, erinnert sich an Soni Bachschmidt.
Dass damit eine Ära zu Ende gehe, habe eine andere Kundin gesagt, berichtete ihre Schwester. Ihre enge Bindung zu den Kunden und das gut laufende Geschäft erklären sich die beiden damit, dass sie immer ein zeitloses Sortiment gehabt hätten und schon sehr auf die Qualität geachtet hätten. „Wir haben nie 0815-Schmuck verkauft“, betont Margarete Bachschmidt.
Junger Kunde kommt mit Pistole zurück
Das habe ihr Vater damals schon so gemacht. Der Hut wurde 1945 als Optiker und Juwelier das Geschäft gegründet. Und später an seine Tochter Soni, ebenfalls gelernte Optikerin, erteilt. Tochter Margarete, eigentlich Auslandskorrespondentin für Englisch und Spanisch, aufgestiegen in den 80ern dazu.
Im Haus haben die Schwestern über die Jahre mehrere Einbruchversuche erlebt und auch drei bewaffnete Überfälle. Einmal seien vier Männer mit mehreren Pistolen hierher gekommen, erinnerte sich Soni Bachschmidt. Das andere Mal sei ein scheinbar schüchterner junger Kunde, after er zweimal Ware zurücklegen lassen habe, beim dritten Mal mit einer Waffe wiedergekommen. Um die 500 Euro aus der Kasse habe er gestohlen – und sei damit wie vom Erdboden verschluckt verschwunden.
Quelle: www.zvw.de