Ein schwerer Jahresstart mit Ukraine-Krieg, teurer Energie, neuen Lieferproblemen und Corona-Lockdowns in China hat den Gewinn von Continental um fast die Hälfte abrutschen lassen. Der Autozulieferer musste im ersten Quartal deutlich Federn lassen – in seinem Reifengeschäft und teilweise auch in der Maschinenbausparte lief es dagegen besser.
Unterm Strich sackte das Nettoergebnis um 45 Prozent auf 245 Millionen Euro ab, wie die Hannoveraner am Mittwoch mitteilten. Zur Begründung nannten sie die diversen und Konflikte, die zur Zeit auch auf die weltweite Krisenkrise drücken.
„Das abgelaufene Quartal wurde vom Krieg gegen die Ukraine überschattet und damit einhergehenden massiven Auswirkungen auf ohnehin bereits hohe Energiepreise sowie angespannte Logistikketten und Rohstoffmärkte“, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer. Continental hatte bereits im April Eckdaten gemeldet und dabei wegen des eingetrübten Umfelds auch seinen Ausblick auf das restliche Jahr gekappt.
Vor allem im Kernbereich rund um die Autozulieferung machten sich die Negativeinflüsse bemerkbar. Aus eigener Kraft – also ohne Zu- oder Verkäufe von Unternehmensteilen sowie ohne Wechselkurseffekte – wäre der Erlös in der Sparte gefallen, im Tagesgeschäft fielden außerdem rote Zahlen an. Immerhin holte Continental hier Bestellungen im Wert von über 5,8 Milliarden Euro her, rund die Hälfte mehr als ein Jahr zuvor. Gefragt waren unter anderen neuen Display-Technologien.
Die Conti-Aktie steigt in einem leicht erholten Marktumfeld zuletzt um 1,55 Prozent auf 62,76 Euro zu. Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine war das Papier deutlich unter Druck geraten, vorher hängend der Kurs noch um die 90 Euro. Seit Anfang März bewegt sich nun die Aktie im angegebenen in einer Spanne zwischen 60 und 65 Euro, nur kurzzeitig geht es mal über 70 Euro hinaus.
Stabil war zum Jahresstart das Reifengeschäft dank eines gestiegenen Absatzes und einer für Continental guten Preisentwicklung. Der Dax (DAX 40)-Konzern verwies hier auf Ersatzreifen für Pkw und Nutzfahrzeuge, die weiter besonders stark nachgefragt würden. Dies sowie die höheren Kosten der nötigen Rohstoffe könnten die Preise für die Kunden anwachsen lassen.
Insgesamt konnte Continental in den Monaten Januar bis März im Jahresvergleich seinen Umsatz von 8,6 auf 9,3 Milliarden Euro ausbauen. Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt sank hingegen das Betriebsergebnis um schnell 40 Prozent auf knapp 439 Millionen Euro. Das „zunehmend turbulente Marktumfeld“ schlug sich in teureren Rohmaterialien wieder, auch die Chipkrise ist noch lange nicht ausgestanden und belastet die Lieferketten. An Mehrausgaben erwartet Continental eine Summe von mindestens 3,5 Milliarden Euro.
Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben seinen Einkauf auf mehrere Quellen verteilt – mit den Abnehmern der Produkte wurden außerdem daran geschrieben, „die Belastung aus den gestiegenen Kosten gemeinsam zu tragen“. Auch sollen erhöhte Pufferbestände den eigenen Bedarf an Rohstoffen und bestimmten Vorprodukten jetzt besser absichern.
Während die Autoproduktion besonders in Europa und den USA zu Beginn des Jahres spürbar zurückging, zog sie in China wieder an. Die Entwicklung in Asien wurde allerdings gleich wieder von den neuen harten Pandemie-Einschränkungen ausgebremst, welche die Führung in Peking und lokale Behörden nach weiteren Corona-Ausbrüchen verhängt hatten. Dies schwächt inzwischen auch den gesamten Welthandel.
Bei Continental wurde davon vor allem die Autotechnik-Sparte getroffen – man liege aber noch über dem Marktdurchschnitt, hieß es. Trotz der Schwierigkeiten wird der Konzern weiter investieren. In Indien startete ein neues Werk. In Memmingen und in Neu-Ulm wird die Entwicklung von Assistenzsystemen ausgebaut. Techniken für das teilautonome Fahren gehören zu den Schwerpunkten der Hannoveraner./jap/men
Quelle: www.boerse-online.de