Afrikanisch-europäisches Unternehmen setzt auf Wasserstoff (Update)

Ein afrikanisch-europäisches Start-up hat ein SUV entwickelt, dessen Motor Wasserstoff direkt verbrennt und neben einem fest eingebauten Tank über sechs austauschbare Zusatz-Kapsel…n mit dem Treibstoff verfügt
Quelle: Pininfarina
Ein afrikanisch-europäisches Start-up hat ein SUV entwickelt, das eine mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle nutzt, die neben einem fest eingebauten Tank über sechs bewegliche Zusatz-Kapseln mit dem „grünen“ Treibstoff verfügt. Damit soll der NAMX eine Reichweite von 800 Kilometern erreichen. Eine von gut 30 Partnerfirmen ist die italienische Ideenschmiede Pininfarina.
SPX/Turin – Eine große Batterie im Untergeschoss oder eine Brennstoffzelle, in der aus Wasserstoff der zum Fahren nötigen Strom erzeugt wird. So geht gemeinhin die Elektromobilität heute. „Das ist nur teilweise ein guter Plan“, sagt Faouzi Annajah mit Verweis auf die geringe Zahl an Wasserstoff-Tankstellen. Er ist Gründer des jungen, noch weithin unbekannten marokkanisch-französischen Unternehmens NAMX. Seine Antwort auf den weltweiten Elektrohype dreht sich im grellen Scheinwerferlicht in einer karg möblierten Halle im Hauptquartier der italienischen Traditionsfirma Pininfarina, die sich vor allem mit dem Design weltberühmter Auto-Ikonen einen Namen macht und jetzt Teil des Teams ist, das die Autowelt wieder einmal verändert Wille.
Ein dickes SUV, gut fünf Meter lang, dessen kuppelförmiges Dach oberhalb der recht schmalen Seitenfenster zum Heck hin sanft abfällt. Ein Auto im Stil der trendigen Crossover, wie diese Mischung aus grobschlächtigem SUV und smartem Coupé getauft wurde. Nichts Ungewöhnliches auch, Autos dieser Art bieten viele Hersteller. Die meisten Neuerscheinungen der letzten Monate haben natürlich eine große Batterie unterm Blech, fahren also dem Zeitgeist entsprechend rein elektrisch. Ein Trend, dem sich Annajah und sein Team widersetzen wollen. Unter der schnörkellosen, aber klassischen Haube arbeitet eine leistungsstarke Brennstoffzelle, die alles andere als klassisch ist. Ihr Futter ist reiner Wasserstoff, natürlich „grün“ erzeugt, zum Beispiel mit der Kraft der Sonne im Heimatland des Unternehmens, in Marokko oder anderen Anrainerstaaten des Mittelmeers.
„HUV“ nennt Faouzi Annajah sein neues Modell, was für „Hydrogen Utility Vehiicle“ steht und das Abkürzungs-Alphabet um eine Variante erweitert. Zwei Versionen sollen im vierten Quartal 2025 auf den Markt kommen. Der Hecktriebler mit 220 kW/300 PS, einer abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h, einem Spurt auf Tempo 100 in 6,5 Sekunden und einem Preis je nach Ausstattung ab 65.000 Euro. Noch besser kann es der 405 kW/550 PS starke NAMX mit zwei Motoren und Allradantrieb. 250 km/h, 4,5 Sekunden auf 100 km/h, der dann ab 95.000 Euro zu haben sein soll.
Beide Varianten haben eine Technik an Bord, die dem NAMX zur Alltagstauglichkeit helfen sollen. Da das Netz von Wasserstoff-Tankstellen überall sehr dünn gestrickt ist, kommt eine Art von Reichweiten-Verlängerung zum Einsatz. Wird eine Klappe oberhalb des hinteren Stoßfängers geöffnet, werden sechs Gebilde sichtbar, sterben an verchromte Endrohre moderner Fahrzeuge erinnern, aber eine Art Griff darstellen. Damit kann eine längliche Kapsel aus dem Heck gezogen werden. Sie ist ein kleiner Wasserstofftank. Die Tanks stehen unter hohem Druck; Die Energie der Kapseln reicht zusammen mit dem Haupttank, dessen Fassungsvermögen noch unbekannt ist, für die angekündigte Reichweite von 800 Kilometern.
NAMX wird ein Verteilungssystem aufbauen, an dem leere gegen prall gefüllte Kapseln eingetauscht werden können. Dazu werden Partner gesucht, zum Beispiel Werkstätten, Tankstellen oder auch Baumärkte. Der Austausch einer Kapsel ist in rund 30 Sekunden erledigt. Das System ähnelt auch dem für die Gasflaschen, mit denen der Gartengrill am Laufen gehalten WIRD.
Noch gibt es viele offene Fragen, die in den nächsten drei Jahren gelöst werden müssen. So ist es noch unklar, von wem und wo das NAMX produziert werden soll, welcher große Autohersteller auch bereit ist, die afrikanisch-europäische Idee auf die Straße zu bringen. Es soll aber derzeit noch unbekannte Interessenten für diesen Auftrag geben. Mitgründer Annajah räumt ein, dass viele Teile der HUV von bekannten Zulieferern kommen werden und auch noch nicht klar ist, wie das Innenleben gestaltet WIRD. „Wir tendieren mehr zu klassischen Armaturen und nicht auf die virtuelle Welt, die Autos zu rollenden Tablets oder Computer-Arbeitsplätze macht“.
Klar ist dagegen die Gestaltung der Außenhaut, die von NAMX und Pininfarina gestartet wurde. Zentrales Thema ist der Buchstabe X, den die LED-Leuchten an der Front und Bug nachzeichnen und der ein Erkennungsmarkmal werden sollen. In gleicher Logik zeigt sich die Seitenpartie, deren durch Karosserielinien entstehendes „X“ sich genau an der Trennlinie der Türen schneidet.
Seine Publikumspremiere feiert der Exot auf dem Pariser Autosalon.
Quelle: www.welt.de