Das Gasunternehmen hat bereits Ende letzten Jahres den Prozess eingeleitet, um die Anteile seines russischen Tochterunternehmens zu verkaufen.
(Foto: Bloomberg)
Düsseldorf Das Düsseldorfer Energieunternehmen Uniper und dessen finnische Konzernmutter machen womöglich Fortschritte beim vorzeitigen Verkauf ihrer Russland-Aktivitäten. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Freitag unter Berufung auf lokale Medienberichte, es stünden mehrere Interessenten aus der russischen Energiewirtschaft parat, darunter Töchter von Gazprom und Inter RAO.
Uniper und Fortum wollten die Meldung auf Nachfrage bisher nicht kommentieren. Von Fortum hieß es lediglich, die Verkaufsprozesse könnten sich über einige Zeit hinziehen. Die Fortum-Aktie stieg am Freitagnachmittag dennoch um knapp zwölf Prozent, die des MDax-Konzerns Uniper um knapp neun Prozent.
Uniper will sein Russland-Geschäft schon seit Längerem loswerden. Der Konzern ist mit 83,73 Prozent Mehrheitseigentümer des russischen Unternehmens Unipro, das an der Moskauer Börse notiert ist und im Rahmen der russischen Gesetzgebung unabhängig arbeitet. Unipro hat 4300 Mitarbeiter und fünf Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von über elf Gigawatt.
Uniper hat bereits Ende des vergangenen Jahres einen Prozess eingeleitet, um seine Anteile zu verkaufen. Dieser Krieg wurde zwischenzeitlich aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gestoppt. Am Donnerstag hatte die finnische Mutter Fortum bei Vorlage ihrer Quartalszahlen bekannt gegeben, einen kontrollierten Rückzug aus Russland zu planen. Man werde auch das russische Stromerzeugungsgeschäft von Uniper abstoßen.
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Finanzexperten reagieren auf das Verhalten auf die Pläne und die Möglichkeiten des Käufers. Analyst Ingo Becker von der Bank Kepler Cheuvreux sagte dem Handelsblatt: „Die Frage ist, wie viel so eine Vereinbarung wert ist. Aufgrund der aktuellen Sanktionen dürfte es schwierig werden, Einnahmen aus einem Verkauf in den Westen zu überweisen.“ Eine bessere Alternative scheint für Fortum und Uniper aber auch nicht in Sicht zu sein.
Uniper würde erheblichen Ertragsbringer verlieren
Guido Hoymann, Analyst bei Metzler Capital Markets, vermutet: „Es bedürfte einer gewichtigen politischen Einflussnahme, damit so ein Geschäft abgewickelt werden könnte.“ Ein Kauf des Russland-Geschäfts von Fortum und Uniper sei im Interesse Moskaus. Für Fortum und Uniper wäre es indes selbst dann positiv, wenn die Unternehmenseinnahmen geringe mit dem Verkauf erzielen würden. Denn viele Analysten hatten die Russland-Geschäfte von Uniper gedanklich komplett schon abgeschrieben.
Unterm Strich dürfte Uniper mit dem Russland-Geschäft eine wichtige Einnahmequelle verlieren. Unipro erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2021 einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 230 Millionen Euro, was knapp 20 Prozent des Betriebsergebnisses von Uniper ausmachte.
Mehr: Russische Sanktionen gegen Gazprom Germania – Habeck sieht neue Stufe im Gasstreit.
Quelle: www.handelsblatt.com