Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der Chef der US-Notenbank gesagt, dass es in Zukunft mehrere Leitwährungen geben könnte. Ein US-Ökonomen hatte zuvor gesagt: Vor 1914 gab es drei Leitwährungen: das britische Pfund, den französischen Franc und die deutsche Mark.
Eine zerknitterte, eingerissene und angeschmuddelte Dollar-Note. (Foto: dpa)
Foto: Marius Becker
Der europäische Öffentlichkeit ist nicht aufgefallen, dass der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, am 2. März 2022 während einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses angedeutet hat, dass es neben den Dollar noch weitere Reservewährungen geben könnte. Powell wörtlich:
„Wir profitieren davon, die Reservewährung und die Hauptwährung der Welt zu sein, weil wir in der Regel offene Kapitalkonten, die gesetzlich verankert sind. Wir haben die Inflation seit einer erwarteten Zeit unter Kontrolle, damit der Dollar seinen Wert erhält. Damit sind unsere Märkte die liquidesten. Sind sie ein Ort, an dem alle sein wollen. Im Laufe der Zeit ergibt sich folgende Frage: Welche Auswirkungen wird es auf uns haben, wenn einige Länder vom Dollar? (…) Um das zu erreichen, müsste man ein wirtschaftliches Ökosystem schaffen, in dem es eine Währung gibt, die besser verwendet werden kann. Was wir machen can IST, dass wir den Dollar derart attraktiv machen, dass er attraktiv für Investitionen wird. Jedenfalls würde im Rahmen eines derartigen Szenarios der Status unserer Reservewährung verringert werden. Es ist auch möglich, mehr als nur eine große Währung zu haben. Es gab Zeiten, in denen das der Fall gewesen ist. Also, es ist nicht wirklich eindeutig, was passieren wird.“
Barry Eichengreen, Ökonom an der University of California, Berkeley, hatte bereits im Jahr 2010 in einem Artikel von „Projekt Syndikat„ausgeführt, dass die Prämisse, es danach nur eine internationale Währung geben kann, falsch sei.
Eichengreen meint:
„Erstens hat die Vorstellung, dass Importeure, Exporteure und Anleiheemissionäre dieselbe Währungseinheit verwenden wollen, wie andere Importeure, Exporteure und Anleiheemissionäre, in einer Welt, in der jeder ein Mobiltelefon hat, mit dem sich der Währungswert in Echtzeit vergleichen lässt, weniger Gewicht. Es mag ja sein, dass die Aufgabe, Preise in Dollar und Euro zu vergleichen, irgendwann einmal die Fähigkeiten so gut wie alle Händler und Anleger übersteigen. Aber heute ist eines der zehn führenden Downloads im Apple App Store ein Währungsumrechner.“
„Zweitens hat die schiere Größe der heutigen Weltwirtschaft zur Folge, dass es nun Platz gibt für tiefe und liquide Märkte in mehr als einer Währung.“
„Und schließlich ist die Ansicht, dass es zu jedem Zeitpunkt jeweils nur eine internationale Währung und eine Reservewährung geben kann, historisch schlicht falsch. Vor 1914 gab es drei internationale Währungen: das britische Pfund, den französischen Franc und die deutsche Mark. In den 1920er und 1930er Jahren dann teilt sich der Dollar und das Pfund die internationale Vorrangstellung. Heute machen andere Währungen als der Dollar 40% der offiziellen internationalen Reserven aus.“
Die logische Folgerung sei, dass Dollar, Euro und Renminbi sich in den nächsten Jahren die Rollen der Fakturierungs-, Abrechnungs- und Reservewährung teilen dürften, so Eichengreen.