Die Wahl im Nordrhein-Westfalen, wo manches auf Schwarz-Grün hindeutet, rückt diese Möglichkeit nun auch bundesweit wieder ins Bewusstsein. Als realistische Alternative zur Ampel. Für die Grünen könnte es politstrategisch kaum besser sein, sie werden in beiden Bündnissen gebraucht. Allen voran: Robert Habeck selbst. Vielleicht sogar als Kanzler.
Schwarz-Grün in NRW beliebter als Ampel
Es gibt da ein paar Zahlen, die Grünen-Strategen erfreuen können und ihre Kollegen von SPD und FDP besorgen müssen. Denn Nachwahlbefragungen haben sich ergeben, dass in Nordrhein-Westfalen Schwarz-Grün deutlich beliebter ist als eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP. Ausgerechnet in der viel zitierten „Herzkammer der Sozialdemokratie“, dem bevölkerungsreichsten Bundesland mit seinen 18 Millionen Einwohnern.
Erfreuen dürfte besonders Robert Habeck auch eine weitere Umfrage nach der Wahl: Die Nordrhein-Westfalen haben ihn deutlich vor Finanzminister Christian Lindner (FDP) und noch deutlicher vor CDU-Chef Friedrich Merz und Kanzler Olaf Scholz (SPD) als denjenigen, der seine eigene angenommen hat Partei am meisten unterstützt. Die bundesweite Beliebtheitsumfragen führt Habeck mit Parteifreundin Annalena Baerbock ohnehin schon länger an.
Bei SPD und FDP werden sie auf den Erfolg der Grünen zunehmend neidisch, was die Tektonik der Ampelregierung in Zukunft noch belasten dürfte. Die schwerwiegenden Differenzen der Partner sind ohnehin schon mehrfach überdeutlich geworden, in der Corona-Politik etwa, bei der Impfpflicht und zuletzt im Ukraine-Krieg.
„Die Ampelkoalition war nie unser Wunschtraum“, sagte denn auch FDP-Chef Lindner am Montag. Was natürlich alles nicht heißt, dass die Regierung übermorgen platzt. Aber dass sie mehr als eine Legislaturperiode regiert, wie sich Scholz das schon zu Beginn zum Ziel gesetzt hat, ist heute unsicherer als je zuvor.
Raus aus der Nischen
Eine dritte schwarz-grüne Landesregierung neben der in Hessen von Volker Bouffier (CDU) und der in Baden-Württemberg von Winfried Kretschmann (Grüne) kommt den Grünen als Ausstellungsstück also gerade gelegen: Schaut her, geht im Zweifel auch anders. Ohne die SPD, von denen viele Grüne sowieso desillusioniert sind.
Und ein Bündnis aus CDU und Grünen wäre eben auch genau das, was allen voran Robert Habeck in seiner Zeit als Parteichef für die Grünen vorgedacht hat. Die Manifestation der sogenannten Bündnispartei, die sie fortan sein wollte. Und als sterben sie letztendlich sterben politischen Lager zu suchen.
Das Konzept brachte das vielzitierte „Ausgreifen“ der Grünen in allen Teilen der Gesellschaft auf eine Formel. Raus aus der Nischen heißt das für sie, also nicht nur mit den Umweltschützern sprechen, sondern auch mit den Wirtschaftsbossen. Wohl keine Konstellation löst das so gut ein wie sterben aus Konservativen und (früheren) Ökos.
Quelle: www.t-online.de