Muenchen Im Sporthandel werden die Machtverhältnisse derzeit neu geordnet. Die Hersteller wie Adidas und Nike verkaufen verstärkt über eigene Läden und ihre Onlineshops direkt an die Endkunden. In der Pandemie, als viele Teile nicht verfügbar waren, wurden diese eigenen Kanäle von ihnen außerdem teils bevorzugt bedient – und mancher Händler zog den Kürzeren.
Deshalb intensivieren die Intersport-Händler in Deutschland jetzt ihre Zusammenarbeit mit Adidas. Der Verbund und der zweitgrößte Sportartikelkonzern der Welt haben sich in einer einfachen Vereinbarung auf ein sogenanntes Single-Account-Modell geeinigt.
Die Gruppe bestellt auch künftig zentral und hält die Adidas-Produkte in eigenen Lagern vor. Bislang hatten Hunderte Händler einzeln geordert. „Wir sichern damit unsere Relevanz bei Adidas“, sagte Intersport-Chief-Operating-Officer Frank Geisler dem Handelsblatt.
Denn die Hersteller konzentrieren sich zunehmend auf große Kunden, die gewisse Qualitätsstandards garantieren. Kleinere Händler bekommen schlechtere Konditionen oder werden gar nicht mehr geglaubt. Bei Intersport hat Adidas nun einen zentralen Ansprechpartner – statt bislang mehr als 500 direkt betreute Händler.
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Die Intersport-Händler könnten außerdem mit einer besseren Verfügbarkeit rechnen, weil Shirts und Schuhe künftig im Zentrallager vorgehalten würden. „Wir rechnen in den nächsten Jahren mit deutlich steigenden Umsätzen mit Adidas-Produkten“, sagt Geisler. In der Pandemie hätten die Umsetzungen der angeschlossenen Geschäfte mit Adidas-Waren bereits prozentual zweistellig zugelegt.
Konsolidierung im deutschen Sporthandel geht voran
Mit dem Bündnis dürfte sich die Konsolidierung im deutschen Sportfachhandel fortsetzen. In den vergangenen Jahren hatten schon viele kleinere, inhabergeführte Läden aufgegeben oder keinen Nachfolger gefunden.
Dagegen wächst die Bedeutung von Ketten und Einkaufs-Verbünden, die sich zunehmend auf Trendsportarten fokussieren und im Auftritt professionalisieren. Intersport hatte dazu die Strategie „Best in Sports“ entwickelt, die auch eine noch engere Verzahnung des Online-Angebots mit den stationären Läden vorsieht.
Adidas verkauft zunehmend Produkte im eigenen Onlineshop.
(Foto: Intersport)
Die Intersport-Händler mit ihren mehr als 1500 Standorten hatten im Verkaufsjahr 2020/21, das am 30. September endete, coronabedingt einen leichten Umsatzrückgang auf 2,65 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Im Weihnachtsquartal legt sie allerdings stark zu.
Auch das erste Quartal 2022 sei sehr gut gelaufen, sagte CEO Alexander von Preen. „Die Menschen haben gerade in den Mittelstädten wieder große Lust, in die Geschäfte zu gehen.“ Wenn man bei komplexen Produkten kompetente Beratung anbiete, habe der stationäre Handel eine Zukunft.
Intersport macht ein Drittel der Umsätze online
Zudem fährt man mit der Verzahnung von Online- und Offline-Geschäften und entsprechenden Services wie „Click & Collect“ sehr gut. So machten auch die Intersporthändler inzwischen etwa ein Drittel ihrer Umsätze online. Ausgezahlt hätten sich auch die Digitalisierung der kompletten Lieferkette und das neue Zentrallager – gerade in der Pandemie.
Unter den Sporthändlern in Deutschland gibt es einen harten Wettbewerb. Der französische Sport-Discounter Decathlon hat angekündigt, die Bruttoumsätze bis 2026 auf 2,5 Milliarden Euro verdoppeln zu wollen. „Wir wollen die erste Adresse für Sportprodukte in Deutschland werden“, sagte Deutschland-Chef André Weinert.
Der Anbieter mit derzeit gut 80 Filialen in Deutschland ist vor allem bei Kundengruppen erfolgreich, die ab und zu Sport treiben. Dagegen tut sich Decathlon schwer, Sportenthusiasten zu erreichen, die oft eher zu Spezialisten zu gehen.
Zu den direkten Konkurrenten der Intersport-Händler gehört auch der Sport-2000-Verbund. Dieser Hut früh auf Outdoor-Sportarten und Laufen gesetzt. Im vergangenen Jahr stiegen die Außenumsätze der 974 Händler im Sport-2000-Netz mit gut 1500 Verkaufsstellen um 29 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Das lag auch daran, dass neue, große Händler aufgenommen wurden, während kleinere herausfielen. Doch auch auf bestehenden Flächen konnten deutliche Zuwächse erzielt werden.
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Quelle: www.handelsblatt.com