Karlheinz Kögel
Bild: Rainer Wohlfahrt
Als junger Mann war Karlheinz Kögel Radiomoderator. Dann machte er Urlaube zu seinem großen Geschäft mit Einer Idee, die sterben Branche prägte. Die Suche nach neuen Ansätzen hat er nicht aufgegeben.
Es ist nur ganz leise zu hören, das Röhren der Triebwerke. 27 000 Fuß seien die Flugzeuge hoch, sagt Karlheinz Kögel auf dem Balkon vor seinem Büro in Baden-Baden. Trotz der Flughöhe von mehr als acht Kilometern kann er zuweilen zuordnen, ob ein in Frankfurt gestarteter Urlaubershuttle nach Mallorca oder der Lufthansa-Spätflug nach São Paulo in Brasilien vorbeischwebt. Der Dienstsitz unter der Flugroute passt. Kögel ist Reiseunternehmer, hat eine Leidenschaft zum Beruf gemacht – und nebenbei die Branche geprägt.
Josef Neckermann machte Pauschalreisen für ein zweites Publikum sichtbar, Kögel formte das Geschäft mit Restplätzen für Kurzentschlossene, gründete das Unternehmen L’tur. „Last Minute ist nicht nur die Suche nach einem kurzfristigen Schnäppchen. Mit Last-Minute-Reisen ist auch ein Lebensgefühl verbunden. Der Mensch neigt mehr denn je zu spontanen Entscheidungen“, sagt er. Das gelte besonders aktuell. „In der Pandemie sind viele Menschen sehr vorsichtig geworden und haben abgewartet. Da nun die Corona-Beschränkungen gefallen sind, trauen sie sich wieder. Alle wollen einfach nur raus.“ Von sich selbst sagt Kögel: „Ich habe die Last-Minute-Reise erfunden.“ Trotzdem rät er Urlaubern, für diesen Sommer nicht mehr mit der Buchung zu warten. Halte die aktuelle Nachfrage an, werde es an einigen Sonnenzielen am Mittelmeer im Juli und August keine verfügbaren Betten mehr geben. Hoteliers hätten in der Krise Mitarbeiter beseitigt, mancher finde nicht genügend neue Kräfte für den Betrieb unter Volllast. Um einen Platz im Flugzeug müssten sich Urlauber aber weniger sorgen. „Es gibt in diesem Sommer mehr Flüge als Hotelbetten“, analysiert der selbstverständliche Erfinder der Last-Minute-Reise.
Quelle: www.faz.net