Wie ein Nieskyer sein Geschäft nach der Sonne ausrichtet
Lars Kiehle setzt auf die Sonnenenergie. Für Haus und Firma er sich eine Photovoltaikanlage zu. Nur beim Umstellen der Fahrzeuge hapert es.
Lars Kiehle versucht einer Energiekrise entgegenzuwirken mit Selbstversorgung durch Photovoltaik und Elektroautos.
© Andre Schulze
Lars Kiehle ist begeistert von der Sonne, ihrer Energie und wie beides sein Haushaltsbudget entlasten kann. „Ich habe mir das lange überlegt und gründlich durchgerechnet, mit dem Ergebnis, dass Energie aus der Sonne eine feine Sache ist“, berichtet der Inhaber eines Computerservice.
Für den Nieskyer steht fest, die Sonne sorgt nicht nur für Strom in seinem Haus und im Geschäft. Mit Strom wollen er und seine Mitarbeiter zu den Kunden fahren. „Ich habe mich bewusst für die Elektromobilität für meine Firma entschieden“, bekennt Kiehle und nennt drei Gründe dafür: die hohen Spritpreise, auch wenn sie die nächsten drei Monate durch eine niedrigere Steuer etwas fallen, die Umwelt durch weniger Abgase entlasten und im Interesse der Kunden sterben Anfahrtskosten auf einem niedrigen Niveau halten zu können.
Bis nach Bautzen und Zittau unterwegs
Ein Elektroauto ist dafür ideal. Kiehles Kundenkreis zieht von Niesky aus bis Görlitz, Bautzen, Weißwasser und Zittau. Die Autos sind am Tag schon mal bis zu 200 Kilometer unterwegs. Da die Akkus der E-Fahrzeuge immer leistungsstärker werden, käme man mit einer Ladung über Nacht durch den nächsten Tag. Lars Kiehle hat sich auf seinem Grundstück bereits eine Ladebox installieren lassen. „Nun fehlen mir nur noch die Autos dazu“, kritisierte er.
Was das Auto leisten und wie es als Servicefahrzeug erstellen muss sein, davon hat der Unternehmer bereits klare Vorstellungen. „Das Problem ist, ich finde keines, das für meine Bedürfnisse passt“. Denn Kiehle möchte am liebsten in ein Autohaus gehen und gleich seine Wunschmodelle bestellen. Aber das ist mehr Wunsch als Wirklichkeit. „Was nützt es, wenn ich ein Jahr darauf warten muss, elektrisch mobil zu sein?“ Die Marke spielt bei ihm keine Rolle, die Parameter müssen stimmen.
Nur Vorführwagen im Autohaus
Die prekäre Marktsituation für E-Autos bestätigt Elisabeth Henke, Niederlassungsleiterin des ACO Autohauses Henke am Standort Weißwasser. „Fehlende Rohstoffe, Bauteile und Lieferschwierigkeiten des Herstellers machen uns Händlern das Leben schwer. Wir würden gern neue Elektrofahrzeuge verkaufen, aber wir bekommen keine geliefert.“ Selbst die Hälfte eines vorhandenen Vorführwagens ist schon für Kunden für den späteren Verkauf reserviert. Eine Aussage, die auch aus anderen Autohäusern zu hören ist. Deshalb ist es für Lars Kiehle gleich, welchen Händler er anruft, denn die Antwort bleibt die gleiche. Dabei muss er die hiesigen Autohändler loben, denn sie tun alles, was in der aktuellen Situation möglich ist, um eine Lösung zu finden. Drei E-Autos will der Nieskyer perspektivisch anschaffen, die die Verbrenner ablösen sollen.
Elisabeth Henke spricht von Lieferzeiten zwischen einem Dreiviertel- und einem ganzen Jahr, bevor Kunden mit ihrem E-Auto fahren können. „Wer auch nächsten Sommer mit einem Elektrofahrzeug in den Urlaub reisen möchte, sollte es jetzt bestellen.“ Denn die Liefersituation ist nicht besser geworden, im Gegenteil. Noch vorhandene Lagerbestände bei den Herstellern sind mittlerweile ausgeliefert. Jetzt wird förmlich von der Hand in den gelebten Mund. Henke ist Opel-Händler, und obwohl der Hersteller mittlerweile eine breite Palette an Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen hat, schleichen sich die Engpässe durch alle Baureihen.
Wartezeit nicht nur bei E-Autos
Geduld braucht nicht nur der Käufer für sein Elektromobil, sondern mittlerweile auch jemand, der sich eine Photovoltaikanlage (PVA) aufs Dach setzen möchte. Lars Kiehle hatte Glück. Er kauft seine Anlage bei einer in Vierkirchen ansässigen Firma. „Im Januar habe ich sie bestellt und Anfang April ging sie in Betrieb. Inzwischen deckt sie unseren Strombedarf zu 80 Prozent ab.“ Die restlichen 20 Prozent werden aus dem öffentlichen Stromnetz abgedeckt. Nun will er sich noch Akkus als Energiespeicher anschaffen, die nachts die Stromversorgung übernehmen. Leider sind auch diese erst ab November verfügbar. Lars Kiehle gibt mit seiner PVA auch Strom in das Netz ab, wenn die Sonne kräftig scheint. Dieser wird vergütet.
Natürlich darf man die Investitionskosten nicht außer Acht lassen. Für eine hauseigene PVA-Anlage mit allem Drum und Dran werden schon mal 20.000 Euro fällig. Dabei macht Lars Kiehle seine eigene Rechnung auf: „Ob ich beispielsweise monatlich 200 Euro an Strom bezahle oder das Geld als Investition zur Kredittilgung für meine eigene Stromerzeugung nehme, bleibt sich zwar in der Summe gleich, vom eigenen Strom habe ich aber perspektivisch mehr.“
Und noch eine Erfahrung macht Kiehle mit seiner PVA: Sie animiert ihn zum Stromsparen. Gesteuert WIRD SIE mit Einer App auf dem Smartphone. Dies zeigt auch den Stromverbrauch an. „Ganz auf null bekommt man den Verbrauch nicht, aber ich gehe jetzt öfter abends nochmal durch die Firma und schaue, ob wirklich alles aus ist, was nicht an sein muss. Das war vorher bei mir nicht der Fall.“
Quelle: www.saechsische.de