New York Erst vor einem Jahr war Dave Clark zum Chef des gesamten Verbrauchergeschäfts von Amazon aufgestiegen. In dieser Position folgt er den Onlinehandel, die physischen Läden, den Marktplatz für Drittanbieter und Amazon Prime. Damit war er gleich unter dem Amazon-CEO Andy Jassy angesiedelt. Doch jetzt verlässt er überraschend den Onlinehändler aus Seattle – nach 23 Jahren.
Clark gehörte zum engeren Kreis des Gründers Jeff Bezos. Er war 1999 auf Amazon gestoßen, als das Unternehmen fast ausschließlich Bücher in den USA verkaufte. In den vergangenen Jahren war er vor allem für den massiven Ausbau der Logistik verantwortlich. Mit der hohen Nachfrage in der Pandemie hat Amazon unter Clarks Führung seine Lagerkapazitäten erhöht.
„Ich bin im Herzen ein Baumeister“, teilte Clark auf Twitter mit. „Es ist Zeit, Goodbye zu sagen und eine neue Reise zu beginnen.
Zuletzt war das traditionelle Amazon-Geschäft stark unter Druck geraten. Mit dem Ende des Lockdowns ist der Onlinehandel nicht mehr so rasant gewachsen. Während das Geschäft im ersten Quartal 2021 noch um 44 Prozent gewachsen ist, konnte es sich im ersten Quartal des laufenden Jahres nur um sieben Prozent steigern. Die Sparte ahnen die Inflation und schrieb zuletzt Verlust.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail zugestellt werden.
Die Milliarden-schweren Investitionen in Lagerhallen, eigene Schiffe und Flugflotten, kommen manchen Beobachtern im Nachhinein übertrieben vor. Viele Logistikzentren stehen heute leer. Nur das weiter boomende Cloud-Geschäft der AWS-Sparte konnte zuletzt die Verluste aus dem Handel ausgleichen.
Der Amazon-Manager erhielt sein Geld vor allem in Aktien
Clark war dem langjährigen Amazon-Manager Jeff Wilke gefolgt. Wilke galt lange als potentieller Bezos-Nachfolger als Vorstandsvorsitzender. Doch dann geht der Spitzenposten an Andy Jassy, der zuvor das Cloud-Geschäft aufgebaut hat.
„Die letzten Jahre waren die am meisten herausfordernden und unvorhersehbaren, die wir in der Geschichte von Amazons Verbrauchergeschäft gesehen haben und ich bin Dave daher besonders dankbar für seine Führung in dieser Zeit“, schrieb Jassy in einer Mail an die Mitarbeiter.
>>> Lesen Sie auch: Amazon schockiert mit Milliardenverlust – Aktie verliert rund zehn Prozent
Clark gehört zu Amazons am besten bezahlten Managern. Im vergangenen Jahr erhielt er insgesamt 56 Millionen Dollar – den größten Teil davon in Aktien. Sein Gehalt liegt dagegen nur bei 175.000 Dollar. Wer seine Stelle übernehmen soll, sei bisher noch nicht bekannt, soll aber in den kommenden Wochen genutzt werden, teilt Amazon mit.
Der Druck auf Amazon ist zuletzt auch von Seiten der Aktionäre gestiegen. Einige fordern bereits die Aufspaltung im Handel und Cloudgeschäft. Auf der Hauptversammlung in der vergangenen Woche hatte Jassy den Teilnehmern versprochen, dass Amazon „hart daran arbeitet“, die Kosten zu kopieren und die Profitabilität im Online-Handel zu steigern.
Mehr: Amazon ist in der Realität der Gegenwart angekommen
Quelle: www.handelsblatt.com