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MV: So profitieren Unternehmen vom anlaufenden Kreuzfahrt-Tourismus
Rostock.Endlich wieder Kreuzfahrtschiffe! Viele Unternehmen und Selbstständige entlang der Ostseeküste – vom international agierenden Konzern bis zum Straßenmusiker in Warnemünde – profitieren von Kreuzfahrtgästen. „Nach den zwei Corona-Jahren freuen wir uns, dass die Kreuzschifffahrt wieder Fahrt aufgenommen hat“, betont zum Beispiel Christian Hardt, Sprecher von Rostock Port. Etwa 110 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen erwartet der Rostocker Hafen noch in diesem Jahr. Als nächstes macht zum Beispiel am Samstagmorgen die „Aidadiva“, aus Kopenhagen (Dänemark) kommend, in Warnemünde fest. Am Sonntagmorgen gibt es einen Doppellauf: „Aidamar“ und „MSC Poesia“. Insgesamt mache bei Rostock Port die Kreuzschifffahrt knapp zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus.
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Anzahl der Anläufe steht noch nicht fest
In Wismar sind derzeit noch zwölf Anläufe für 2022 geplant, in Mukran auf Rügen zehn. Etwas mehr als vor Corona. Problem: Viele Reedereien ändern ihre Fahrtrouten in der Ostsee kurz vor Saisonbeginn. Gründe: der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen. Und dadurch fällt zum Beispiel die russische Metropole St. Petersburg als wichtige Attraktion aus. Auch deshalb bitte es noch immer Bewegung bei den Anläufen, so Hardt.
Bei Katrin Geisler (50) Inhaberin vom Hanse Rad an der Mittelmole in Warnemünde dreht sich alles um die Kreuzfahrtgäste. Wir haben täglich ab 11 Uhr geöffnet und freuen uns natürlich riesig das endlich wieder Kreuzfahrtschiffe anlegen, immerhin machen sie etwa 40 Prozent unseres Umsatzes aus.
© Quelle: Frank Söllner
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„Parken & Meer“ wieder gut im Geschäft
Wichtig ist das Kreuzfahrtgeschäft vor allem für die lokale und regionale Wertschöpfung. Beispiel „Parken & Meer“: Geschäftsführer Oliver Schubert freut sich sehr über die wieder anlaufenden Kreuzfahrten. „Insbesondere für unsere Mitarbeiter – für viele war die Pandemie-Zeit wirklich hart“, sagt der Rostocker. Insgesamt 17 Festangestellte und bis zu 400 Pauschalkräfte kümmern sich bei „Parken und Meer“ um Passagiere und ihre Autos: Sie parken die Fahrzeuge, bringen Gäste zum Schiff und sorgen – bei unterschiedlichen Start- und Zielhäfen – für den Transfer von Gästen oder Fahrzeugen. Und zwar nicht allein in Rostock, sondern auch in Kiel, Hamburg und Bremerhaven.
„Die Rostocker“: Würste nur für Aida
Für sein Unternehmen sei die Rostocker Kreuzfahrt-Reederei Aida Cruises ein „sehr wichtiger Kunde“, freut sich auch Tobias Blömer, Geschäftsführer des Wurst- und Schinkenherstellers „Die Rostocker“. Über die Schiffsversorgung werden die Spezialitäten direkt an Bord der Schiffe geliefert – weltweit. Es gebe sogar Artikel, die eigens für Aida produziert werden: „Zum Beispiel die Frühstückswiener: kleine 30-Gramm-Würstchen mit einer speziellen Rezeptur, die nur an Bord angeboten werden“, erklärt Blömer. „Die Würste gibt es nicht mal im Werksverkauf.“
Edeka: Besatzungen kaufen Schokolade und Schnaps
Auch der Edeka am Kirchplatz Warnemünde kennt von den Anläufen der Kreuzfahrtschiffe: Vor allem Besatzungsmitglieder decken sich hier regelmäßig ein. Heiß begehrt: „Schokolade, Kosmetikartikel und Spirituosen“, erklärt Marktleiter Tobias Stoll. Je nach Schiff machen die Kreuzfahrer „10 bis 30 Prozent des Umsatzes“ an einem Anlauftag.
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Restaurants, Imbissbuden und Schausteller glücklich
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Im Restaurant Paparazzi bei Jessica Schulze gibt es auch leckeres Eis.
© Quelle: Frank Söllner
Für rund 30 Prozent des Umsatzes sorgen die Kreuzfahrer auch am Imbiss „Treffpunkt am Riesenrad“ von Steffen Boomgarten in Warnemünde. Die Renner: Fischbrötchen in Muschelform und Kartoffelchips. Boomgarten: „Wenn es nach mir geht, könnten ruhig noch mehr Kreuzfahrtschiffe kommen.“ Auch von Katrin Geisler, Inhaberin des Riesenrades an der Mittelmole, dreht sich alles um Kreuzfahrtgäste. „Wir freuen uns natürlich riesig, dass endlich wieder Kreuzfahrtschiffe anlegen.“ Immerhin machen sie etwa 40 Prozent des Umsatzes. Auch Jessica Schulze vom Warnemünder Restaurant Paparazzi ist glücklich. Sie schätzt den Anteil am Umsatz auf bis zu 50 Prozent. Und: „Auch die Mannschaften der Schiffe kommen oft zu uns.“
Busunternehmer gebeutelt
Ganz anders die Lage beim Rostocker Transferservice, der unter anderem Reisen für Kreuzfahrttouristen anbietet: „Als kleine Firma hat uns die Corona-Krise arg gebeutelt“, erklärt Busunternehmer Jan Dzarnowski. „Das Kreuzfahrtgeschäft ist merklich zurückgegangen.“ Gründe: der Wegfall von St. Petersburg als Reiseziel, hohe Spritkosten, zu wenig Busfahrer.
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Zweistellige Millionen-Umsätze pro Jahr in MV
Vor der Pandemie sorgten Reedereien, Crews und Passagiere regelmäßig für mittlere zweistellige Millionen-Umsätze pro Jahr in MV – bei Häfen, Hotels, Händlern, Dienstleistern. Allein 2018 waren es rund 45,9 Millionen Euro, besagt eine Studie des Kieler Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa. Hochgerechnet erzielten sich für das letzte Vor-Pandemie-Jahr 2019 Umsätze in Höhe von 43,3 Millionen Euro. Das meiste Geld geben die Passagiere selbst aus: für Ausflüge, Parkgebühren, Eintrittskarten, Bahn- und Bustickets, im Einzelhandel und in der Gastronomie. Landausflügler kamen 2018 auf etwa 43 Euro pro Tag und Kopf, auf- oder absteigende Passagiere auf 58 Euro und Besatzungsmitglieder auf Landgang auf 55 Euro. Bei Passagieren, die ihre Reise starten oder beenden, kommen noch Ausgaben für Hotels und Parkgebühren hinzu.
Von Thomas Lucak
Quelle: www.ostsee-zeitung.de